Archiv Koerle
...

Die Heimatvertriebenen in Körle

Lass Dir die Fremde zur Heimat werden, aber nicht die Heimat zur Fremde! 

Diese inhalsschweren Dichtworte, geschrieben von dem heimatvertriebenen Theologen J.Blaha, stehen erhaben in gut leserlicher Antiqua an der Stirnseite der ST.-Anna-Kapelle, hart an der bayrischböhmischen Grenze, unweit des Marktfleckens Mähring im Oberpfälzer Wald. Erbaut mit freiwilligen Spenden der Egerländer aus den angrenzenden ehemaligen sudetendeutschen Bezirken Plan-Wersitz, somit eine Gedächnisstätte, zum Gedenken an die verlorene Heimat. Unwillkürlich denkt der Wanderer an das Volkslied:

"Droben steht die Kapelle, schaut weit ins Land hinein".

Von diesem geweihten Platze aus schweift der Blick der Besucher über die Fluren und Wälder, Wiesen und Felder, Berge und Täler, Dörfer und Städte ihrer Heimat. Zur Linken grüßt der sagenumwobene Tillenberg herüber, geradeaus erhebt sich stolz und majestätisch der Kaiserwald und das Tepler Hochland, zur Rechten schließt die Basaltkoppe des Wolfsberges mit dem Goethesitz diesen herrlichen Panorama-Rund-Blick ab. Die hochgelegenen Villen des weltberühmten Kurortes Marienbad und die Stadt Plan liegen bei klarem Wetter zum Greifen nahe jenseits der Grenze.

Passen nun die oben erwähnten Dichterworte zu diesem Ausblick? Ja, denn Tausende von Heimatvertriebenen fuhren und fahren noch alljährlich zum St.Anna-Heimattreffen, unter nehmen diese Pilgerfahrt, um ihre alten Freunde, Verwandte, Bekannte, Nachbarn und Landsleute, um ihre alte Heimat, das Land ihrer Kindheit, ihrer Jugend und ihres Schaffens, kurz das Land welches ihnen von Kindheitstagen, aus der Jugendzeit, von Saat und Ernte erzählen kann, wieder zu sehen. 

Wir sehen, Heimat bedeutet  nicht allein die Heimatflur, vielmehr in erster Linie den Menschen, Heimat schließt Land und Mensch als Ganzes ein. Aus dieser Erkenntnis ist zu ermessen, dass die alte Generation der Heimatvertriebenen durch die Zwangsausweisung am meisten gelitten, denn alte Bäume soll man bekantlich nicht versetzen, fehlt Ihnen doch der Mensch, der alte liebe Nachbar, fehlte ihnen doch das Land, mit dem sie ein fast vollendetes Leben lang Zwiesprache gehalten. Den Männern und Frauen im schaffenden Lebensalter war es in der Fremde Gott sei Dank möglich, in ihrer neuen Nachbarschaft, an dem Arbeitsplatz und in den Vereinen neue menschliche Beziehungen zur Bodenständigen Bevölkerung, kurz zum Menschen, aufzubauen. Aber auch das neue Land, welches sie, sei es bei der Arbeit auf den Feldern oder in den neuen Wäldern, auf ihren Spaziergängen und Wanderungen oder auf reisen kennenlernten, lenten sie lieben. Und so ist den Heimatvertriebenen die Fremde zur neuen Heimat geworden, wobei sie aber der alten Heimat, die sie von Kindheit bis zum werktätigen Alter hinein bewusst erlebten, im Herzen treu geblieben. 

Auch die Heimatvertriebenen zu Körle haben nach den Worten ihres Heimatdichtern gehandelt, denn Körle ist für sie nich mehr Fremde, dieser schöne Ort am grünen Fuldastrand ist ihnen Heimat geworden. Als kleiner Beitrag für die 900-Jahrfeier sei allen Bürgern von Körle, alt und neu dieser Ausspruch eines Heimatvertriebenen Dichters zur Beherzigung nochmals gesagt: "

Lass die Fremde dir zur Heimat werden, aber nicht die Heimat zur Fremde!"  


Dieser Beitrag wurde eingestellt von: John-Mikel Reitzig
Zurück